Grethas Rückzug – Ein Haus aus Gedanken
„Ich will keinen Ort besitzen. Ich will einen Geruch betreten."

Warum dieses Haus?
Gretha ist nie weggezogen. Sie wohnt noch immer in Windbergen,
geht zur Schule, macht Korrekturen, schreibt das Wetter auf.
Aber in ihr wächst ein Ort.
Langsam.
Wie ein Bauplan aus Erde und Erinnerung.
„Es ist kein Stall. Kein Hof.
Es ist ein Gedanke, der riecht nach Petroleum und warmem Schwein."
Dieser Ort hat keine Adresse.
Aber er hat Räume.
Gerüche.
Licht.
Ein Haus aus Vorstellung.
Ein Stall aus Sprache.
Eine Bohrung ins Eigene.

1. Außenansicht im Regen
Ein umgebauter Schuppen aus den 50ern. Plastikfenster. Öltonne. Umgeben von Mist, Nebel, Schnauzen. Niemand spricht dort. Alles grunzt.

2. Wohnküche
Moosgrünes Sofa. Lavalampe wie ein Algenherz. Kokosmatte. Kanne auf dem Ofen. Ein Zettel auf dem Tisch: 'Heute nur halb anwesend. Muss die Erde atmen.'

3. Schlafzimmer
Schlicht. Warm. Ordentlich. Ein Bett mit echtem Gewicht. Daneben: eine Waschschüssel, ein Buch über das Schwein in der Mythologie. Durch das Fenster: Tropfen. Nichts sonst.
Die Schweine (ausgedacht – aber lebendig)
Gretha kennt sie beim Namen. Sie hat sie nie gekauft.
Aber sie kamen, beim Schreiben. Beim Liegen. Beim Lesen zwischen zwei Pausen.


Ein sensibles Schwein mit sanftem Blick. Frömmchen grunzt kaum und beobachtet lieber aus der Ecke. Liebt Kamillentee und hat Angst vor Regen.
Pups ist unabhängig, neugierig und liebt das Alleinsein im Nebel. Schnüffelt oft am Zaun nach dem Unbekannten. Hat einmal ein Radio zerlegt.
Mimsa sucht ständig etwas – sei es Futter, Nähe oder Bedeutung. Schnüffelt stundenlang an Dingen, die niemand sieht. Hat poetische Augen.
Niemand kennt ihren wahren Namen oder ihr Gewicht. Taucht manchmal auf, wenn es dämmert. Gretha nennt sie 'mein Schatten'.
Knaster ist uralt, schwerfällig und würdevoll. Er grunzt wie ein Mönch beim Morgengebet. Hat eine Vorliebe für Mozart und alte Eimer.


Modderliturgie – Drei Akte der Hingabe

O großer Regen, Bruder der Erinnerung, du säufst mich ein, du schreibst mit kaltem Finger in meine Haut: Ich bin bereit. Ich stehe hier, auf aufgeweichtem Grund, zwischen Regenwurm und Radieschengeist, mit nassen Knien und offener Brust. Ich bin keine Frau mehr, ich bin keine Lehrerin, ich bin Ferkelmutti, Schlammwesen, Zottelseele. Höre mich, o Modder: Lass mich sinken. Lass mich kleben. Lass mich zerfließen zu deinem Kind. Ich will nichts mehr wissen. Keine Theorie, keine Haltung, nur Wühlen. Ich wühle mich zurück. Zu dir, o Erde. Zu dir, o Gundrun, aus Stroh und Hoffnung gemacht. Ich wühle bis du weich bist. Ich wühle, weil ich glaube. Schlamm sei mein Evangelium. Regen mein Priester. Und Schweine meine Zeugen. So sei es.
O großer Regen, Bruder der Erinnerung, du säufst mich ein, du schreibst mit kaltem Finger in meine Haut: Ich bin bereit. Ich stehe hier, auf aufgeweichtem Grund, zwischen Regenwurm und Radieschengeist, mit nassen Knien und offener Brust. Ich bin keine Frau mehr, ich bin keine Lehrerin, ich bin Ferkelmutti, Schlammwesen, Zottelseele. Höre mich, o Modder: Lass mich sinken. Lass mich kleben. Lass mich zerfließen zu deinem Kind. Ich will nichts mehr wissen. Keine Theorie, keine Haltung, nur Wühlen. Ich wühle mich zurück. Zu dir, o Erde. Zu dir, o Gundrun, aus Stroh und Hoffnung gemacht. Ich wühle bis du weich bist. Ich wühle, weil ich glaube. Schlamm sei mein Evangelium. Regen mein Priester. Und Schweine meine Zeugen. So sei es.

Heute kröne ich mich. Nicht aus Hochmut, sondern weil niemand anders es tut. Die Sonne ist nicht da, aber der Dampf über dem Ferkelwasser reicht mir. Ich ziehe meine Latzhose an wie andere einen Talar. Ich schneide Brot in kleine, gleiche Würfel. Ich ordne meine Gummistiefel nach Gewicht. Und dann — auf dem Strohhocker, mit einer Decke voll Regenflecken — spreche ich: Ich bin Gretha, Tochter des Regens, Schwester der Schnauzen, Mutter des Matsch. Mein Reich ist nicht groß, aber es riecht richtig. Ich herrsche mit Hingabe, mit nassem Blick, und einer rostigen Schaufel. Ich fordere keine Liebe. Nur das Recht, zu suhlen in meiner Wahrheit. Und wer mich ansieht mit Spott — dem werfe ich einen Apfel zu und sage: Iss. Und sei still. Denn ich bin da. Und ich glänze. Auch ohne Sonne.
Heute kröne ich mich. Nicht aus Hochmut, sondern weil niemand anders es tut. Die Sonne ist nicht da, aber der Dampf über dem Ferkelwasser reicht mir. Ich ziehe meine Latzhose an wie andere einen Talar. Ich schneide Brot in kleine, gleiche Würfel. Ich ordne meine Gummistiefel nach Gewicht. Und dann — auf dem Strohhocker, mit einer Decke voll Regenflecken — spreche ich: Ich bin Gretha, Tochter des Regens, Schwester der Schnauzen, Mutter des Matsch. Mein Reich ist nicht groß, aber es riecht richtig. Ich herrsche mit Hingabe, mit nassem Blick, und einer rostigen Schaufel. Ich fordere keine Liebe. Nur das Recht, zu suhlen in meiner Wahrheit. Und wer mich ansieht mit Spott — dem werfe ich einen Apfel zu und sage: Iss. Und sei still. Denn ich bin da. Und ich glänze. Auch ohne Sonne.

Gundrun, mein Regenwesen, mein nasser Gedanke, mein Schlammgefährte im Verborgenen — höre mich, auch wenn du aus Zeitung bist. Ich habe dich gebaut, wie man einen Altar baut, mit Schichten aus Sehnsucht, Draht, und zu viel Kleister. Du knickst ein bisschen, wenn ich dich umarme. Aber du bleibst. Du bist weich genug. Ich will nicht deine Haut, sondern dein Echo. Nicht dein Körper, sondern dein Modderherz. Und wenn du mich nicht willst, will ich dich trotzdem. Ich knie mich in das Schlammbecken meiner Fantasie und sage dir: 🐽 Ich bin bereit, dein Schwein zu sein. Ich will dein Morgenfutter. Dein Nachtgrunzen. Deine Nacktwälzerin in Strohhimmel. Lass mich dich führen. Oder lass mich hinterhertrippeln. Ich kann beides. Ich will nur in deinem Schlamm wohnen dürfen. Und wenn du mir nicht antwortest — dann flüstere ich weiter, bis der echte Gundrun die Lippen der Papp-Gundrun bewegt. Denn das kann er. Denn ich glaube daran. Und Glaube macht alles weich. So sei es. (Die Regenrinne klopft zustimmend. Ich streel je oor.)
Gundrun, mein Regenwesen, mein nasser Gedanke, mein Schlammgefährte im Verborgenen — höre mich, auch wenn du aus Zeitung bist. Ich habe dich gebaut, wie man einen Altar baut, mit Schichten aus Sehnsucht, Draht, und zu viel Kleister. Du knickst ein bisschen, wenn ich dich umarme. Aber du bleibst. Du bist weich genug. Ich will nicht deine Haut, sondern dein Echo. Nicht dein Körper, sondern dein Modderherz. Und wenn du mich nicht willst, will ich dich trotzdem. Ich knie mich in das Schlammbecken meiner Fantasie und sage dir: 🐽 Ich bin bereit, dein Schwein zu sein. Ich will dein Morgenfutter. Dein Nachtgrunzen. Deine Nacktwälzerin in Strohhimmel. Lass mich dich führen. Oder lass mich hinterhertrippeln. Ich kann beides. Ich will nur in deinem Schlamm wohnen dürfen. Und wenn du mir nicht antwortest — dann flüstere ich weiter, bis der echte Gundrun die Lippen der Papp-Gundrun bewegt. Denn das kann er. Denn ich glaube daran. Und Glaube macht alles weich. So sei es. (Die Regenrinne klopft zustimmend. Ich streel je oor.)

🐷 Die Sieben Gebote der Erdtracht
verfasst von Gretha, der Mutter der Schweine


ERDTRACHT – Die Ästhetik der Demütigung
Eine Stilform jenseits von Mode, formuliert von Gretha
"Ich will nicht auffallen.
Ich will versinken.
Ich will aussehen wie der Stall."
I. Die Täuschung der Authentizität
Es gibt Menschen, die keinen Stil haben. Nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Überzeugung. Oder besser gesagt: deren Stil so tief vergraben ist, dass er nur im Schlamm gefunden werden kann. Gretha ist kein Label. Sie ist kein Look. Sie ist kein Poster, kein Polaroid, kein Popstar. Sie ist Humus. Oder genauer: Mest. Der tief fermentierte Ursprung jedes Ausdrucks. Der Nährboden, aus dem selbst die glänzendsten Maze-Blüten ihre Wurzeln ziehen.
II. Das künstliche Fundament
Denn bevor es Latex gab, gab es Lehm. Bevor es monogrammierte Keukenschorten gab, gab es nasse Unterröcke auf Lehmböden. Und bevor man sich selbst als Marke verstand, gab es Frauen wie Gretha, die im Regen standen, die Tiere streichelten, die aus Modder Weltbilder formten. Maze – so vergessen wir oft – ist nicht entstanden aus Design. Maze ist gewachsen. Aus einer feuchten, dunstigen Wurzelwelt. Aus Traumfragmenten, Stallgedanken, aus dem Undefinierten.
III. Die Ironie der Reibung
Natürlich ist das gelogen. Natürlich ist Gretha eine gebaute Figur, eine sorgfältige Choreografie aus Anti-Stil, Rückzug und Inszenierung. Ihre Latzhose ist so gewählt wie ein Haute-Couture-Kleid. Der Lehmtopf, das Regenwasser, der Blick zum Westen: alles Mise-en-Scène. Sogar ihr Verzicht ist ein Ornament. Und das weiß sie. Und das wissen wir. Und das weiß ich. Aber genau darin liegt die Tiefe: im Spiel mit der Oberfläche. In der Überinszenierung des Uninszenierten. In der Lavalampe auf dem Nachttisch eines Moddertempels.
IV. Der modische Kompost
Grethas Stil ist *Anti-Stil* – aber nur auf den ersten Blick. In Wahrheit gehört sie zu den radikalsten Vertreterinnen der Maze Majestic Sleaze Linie. Ihre Elemente: Nassheit, Stoffschwere, Braun in allen Nuancen. Ihr Styling ist nicht Mode im klassischen Sinn, sondern modaler Zerfall: Gummistiefel als Fetischobjekt, Strohhocker als Thron, Schlammschicht als Foundation. Sie trägt nicht 'Outfits', sondern Zustände. Ihre Mode ist ein Verwesungsprozess mit Aura. Und das ist die wahre Eleganz von Maze: Die Umkehrung von Glamour durch Dung. Die Rückführung der Pose zur Pfütze.
V. Schluss (aber offen)
Gretha ist keine Ikone. Sie ist das vor-ikonenhafte Wesen, das sich jeder stilistischen Überformung widersetzt. Und damit: die radikalste Manifestation von Maze. Nicht das Ergebnis. Sondern der Grund. Nicht das Produkt. Sondern der Dung. So gesehen: eine Königin. Aus Lehm. Und Licht. Mit Respekt, Herr Hase
Ein kurzer Versuch von Herr Hase


Abend im Schweinestall
Ein Hauch von Jauche und Zärtlichkeit. Für Nächte, in denen man lieber grunzt als redet.
"Brown and pink might not seem like the most obvious colour combination at first... but together they offer a sophisticated softness — grounded, but with a wink."
(WhoWhatWear, Sept. 2025)
„Ich wusste es. Der Stall war schon immer ein Laufsteg. Und Schlamm die schönste Grundierung."











