Gretha Soll - Die Moddergöttin
Matsch & Erinnerung – Eine Playlist für Gretha

Gretha Soll – Die Moddergöttin

„Ich wollte nie Paris. Ich wollte Regen.“

Gretha Soll ist 45 Jahre alt.

Sie unterrichtet Deutsch am Gymnasium in Nordenhaus – seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten. Niemand weiß es genau. Sie sitzt in Konferenzen, korrigiert sorgfältig, hält sich aus allem raus. Sie ist nie laut, nie zu spät, nie geschminkt.

Ihre Kleidung ist sauber, aber farblos – Regenmantel in Beige, Wollpullover in Moosgrün, Hosen in Taupe. Ihre Haare sind dünn und glatt, ihre Brille zu groß, ihr Gang unauffällig. Sie riecht ein wenig nach Tee. Oder nach nichts.

In der Schule gilt sie als eigenwillig, aber zuverlässig. Manchmal sieht man sie mit geschlossenen Augen am Fenster stehen, als würde sie etwas hören, das nicht da ist. Sie spricht wenig über sich.

Was niemand weiß:
Gretha notiert jeden Morgen die Wetterlage in ein kleines Heft.
Sie behauptet, es sei für ihre Balkonpflanzen.
Sie hat aber keine Balkonpflanzen.

Wenn man sie filmen muss – für ein Lehrer*innenporträt oder eine Schulwebsite – zögert sie. Ihre Schultern werden hart. Sie lächelt nicht. Und doch, im Hintergrund, wo der Regen leise auf das Wellblechdach prasselt, geschieht etwas: Gretha sieht aus, als würde sie gleich verschwinden.

Niemand kennt ihre zweite Wirklichkeit:
die der Stall, der Regen, die Schweine.
Aber tief in ihr, ganz leise, lebt etwas Weiches, Warmes, Schweres.
Etwas, das leise grunzt, wenn es dunkel wird.

Etwas, das nie gelernt hat, in die Kamera zu sehen.

Stalltagebuch – Schulfragmente (vor dem Stall)

"Ich bin nicht zivilisiert. Ich kann es versuchen — duschen, lächeln, Listen machen… aber in mir liegt etwas Tieferes."

Schultafel – Platzhalterbild
Fragment 1 von 6
🐷

Fragment I – Donnerstag, kurz nach Regen

Ich bin nicht zivilisiert. Ich kann es versuchen — duschen, lächeln, Listen machen — aber in mir liegt etwas Tieferes. Etwas Warmes. Breites. Schweres. Wenn der Boden weich ist, spüre ich mich. Wenn ich barfuß durch Matsch laufe, bin ich keine Frau mehr. Ich bin etwas Wahres.
Seite 1
Gretha hat keinen Stall. Noch nicht. Sie schreibt auf dem Schulboden. Zwischen Putzmittel und Projektwochenplakaten. Aber jedes Wort riecht nach Heu.

Grethas Rückzug – Ein Haus aus Gedanken

„Ich will keinen Ort besitzen. Ich will einen Geruch betreten."

Grethas imaginäres Haus

Warum dieses Haus?

Gretha ist nie weggezogen. Sie wohnt noch immer in Windbergen,
geht zur Schule, macht Korrekturen, schreibt das Wetter auf.

Aber in ihr wächst ein Ort.
Langsam.
Wie ein Bauplan aus Erde und Erinnerung.

„Es ist kein Stall. Kein Hof.
Es ist ein Gedanke, der riecht nach Petroleum und warmem Schwein."

Dieser Ort hat keine Adresse.
Aber er hat Räume.
Gerüche.
Licht.

Ein Haus aus Vorstellung.
Ein Stall aus Sprache.
Eine Bohrung ins Eigene.

Außenansicht von Grethas Haus

1. Außenansicht im Regen

Ein umgebauter Schuppen aus den 50ern. Plastikfenster. Öltonne. Umgeben von Mist, Nebel, Schnauzen. Niemand spricht dort. Alles grunzt.

Grethas Wohnküche

2. Wohnküche

Moosgrünes Sofa. Lavalampe wie ein Algenherz. Kokosmatte. Kanne auf dem Ofen. Ein Zettel auf dem Tisch: 'Heute nur halb anwesend. Muss die Erde atmen.'

Grethas Schlafzimmer

3. Schlafzimmer

Schlicht. Warm. Ordentlich. Ein Bett mit echtem Gewicht. Daneben: eine Waschschüssel, ein Buch über das Schwein in der Mythologie. Durch das Fenster: Tropfen. Nichts sonst.

Die Schweine (ausgedacht – aber lebendig)

Gretha kennt sie beim Namen. Sie hat sie nie gekauft.
Aber sie kamen, beim Schreiben. Beim Liegen. Beim Lesen zwischen zwei Pausen.

Grethas imaginäre Schweine
Grethas Schweineskizzen
Frömmchen(Die Zarte)61 kg, 2 Jahre

Ein sensibles Schwein mit sanftem Blick. Frömmchen grunzt kaum und beobachtet lieber aus der Ecke. Liebt Kamillentee und hat Angst vor Regen.

Pups(Der Freie)132 kg, 4 Jahre

Pups ist unabhängig, neugierig und liebt das Alleinsein im Nebel. Schnüffelt oft am Zaun nach dem Unbekannten. Hat einmal ein Radio zerlegt.

Mimsa(Suchende)89 kg, 3 Jahre

Mimsa sucht ständig etwas – sei es Futter, Nähe oder Bedeutung. Schnüffelt stundenlang an Dingen, die niemand sieht. Hat poetische Augen.

???(Das Geheimnisschwein)

Niemand kennt ihren wahren Namen oder ihr Gewicht. Taucht manchmal auf, wenn es dämmert. Gretha nennt sie 'mein Schatten'.

Knaster(Psalmsau)440 kg, 9 Jahre

Knaster ist uralt, schwerfällig und würdevoll. Er grunzt wie ein Mönch beim Morgengebet. Hat eine Vorliebe für Mozart und alte Eimer.

Zwischen Schwein und Maske

"Man kann nicht in der Erde wühlen und dabei tanzen wollen."—Gretha Soll
Gundrun, 1958

Gundrun war einmal berühmt. Auf den Bühnen von Hamburg und später Berlin. Man sprach seinen Namen mit Bewunderung aus – und mit einem leichten Schaudern.

Doch irgendwann war Schluss. Ein Zwischenfall, eine Stille, ein Rückzug. Und dann: Windbergen. Hier fand er Ruhe. Hier fand er Johann. Oder: Johann fand ihn. Sie zogen sich zurück. Zusammen. Aber nicht lange.

Jetzt ist Gundrun wieder da – nicht der alte, aber auch nicht neu. Er tritt auf. Im Badehaus, mit Eliza. Er inszeniert sich. Und die Modder? Die ist geblieben, aber nicht mehr stumm.

Gretha beobachtet. Sie nennt es einen Verrat. Nicht aus Hass – sondern aus Enttäuschung. Für sie war die Modder heilig. Für ihn ist sie jetzt: Bühne.

Gundrun ist auch zu sehen auf den Seiten Poppen und Eliza & das Badhuis.

Brief I – Die Erkennung

Lieber Gundrun,

Vielleicht liest du das nicht. Vielleicht liest du alles.

Ich schreibe dir, weil ich glaube, dass unsere Leben nie wirklich getrennt waren.

Nicht seit ich dich gesehen habe – nicht mit der Haut, sondern mit dem Innersten.

In deiner Bewegung, in deinem Blick, habe ich etwas erkannt: Du trägst die gleiche Schwere wie ich.

Du kennst das Glänzen der feuchten Erde. Du weißt, wie der Boden riecht, wenn er bereit ist, etwas aufzunehmen.

Lange Zeit dachte ich, meine Sehnsucht sei ein Irrtum. Zu weich. Zu formlos. Zu… vor-menschlich.

Dann kamst du.

Ich will nichts von dir. Ich fordere nichts. Ich bin nur da. Bereit.

Ich kann dein Stallschätzchen sein. Dein Spiegel. Oder dein Nichts.

Hauptsache, du weißt jetzt, dass ich existiere.

Gretha

Mach dir deinen eigenen Gundrun!

Mach dir deinen eigenen Gundrun!

Ein fröhliches Bastelprojekt für Kinder mit Geschmack für Theater und Tragik

Schritt 1: Das Skelett der Sehnsucht

Schritt 1: Das Skelett der Sehnsucht

Forme aus dem Kükendraht ein formloses, aber elegantes Gerüst.

Denk dabei an einen Mann, der einst in Hamburg auf der Bühne stand – und jetzt lieber im Matsch liegt.

Bau einen langen Kopf, einen geraden Oberkörper –

und lass die Arme etwas schlaff herabhängen.

Denn manchmal weiß auch Gundrun nicht,

ob er grüßt oder sich ergibt.

🗞️

Schritt 2: Papier-Erinnerungen

Schritt 2: Papier-Erinnerungen

Klebe Streifen von Zeitungspapier mit einem Gemisch aus Wasser und Kleber (oder alten Theatertränen) um das Gerüst.

Das ist Gundruns Haut.

Lass es trocknen, bis das Papier sich leicht wellt.

Perfekt! Ganz lebendig.

🚽

Schritt 3: WC-Papier-Magie

Schritt 3: WC-Papier-Magie

Jetzt wird es zart.

Beklebe die Figur vorsichtig mit Toilettenpapier –

als sei es ein heiliges Ritual.

So entsteht Gundruns weiche, melancholische Oberfläche.

Achtung: Nicht zu dick auftragen.

Er ist kein Schwein.

Er ist fast ein Schwein.

👕

Schritt 4: Ankleiden

Schritt 4: Ankleiden

Mach Kleidung aus:

🩸 Einem alten Pullover in Bühnenrot (für seine Vergangenheit)

🟫 Einem Rock aus Jute oder einem schlammfarbenen Tuch

🧤 Vielleicht ein Stiefel aus Alufolie

Gib ihm ein Halstuch –

als Hommage an seine flamboyante Seite.

Gundrun ist nie vollständig ohne ein Detail,

das nicht passt.

🐷

Schritt 5: Gundruns kleiner Begleiter

Schritt 5: Gundruns kleiner Begleiter

Jetzt wird es gemütlich!

Bastle ein kleines Schweinchen aus Stoffresten.

Stopfe es mit Stroh aus (oder mit Watte, wenn du in der Stadt wohnst).

Knopfaugen, ein schiefer Mund, ein bisschen schmutzig – perfekt!

Dieses Schwein ist nicht niedlich, sondern echt.

📍 Tipp: Klebe ein Etikett drauf mit der Aufschrift:

"Für den Stallgebrauch!"

Schritt 6: Der fertige Gundrun

Schritt 6: Der fertige Gundrun

Stell deine Figur auf einen Holztisch in deinem Zimmer.

Oder im Wohnzimmer – am besten mit Teppich, Gardinen und einer Lavalampe.

Jetzt kannst du ihn anschauen. Oder anschweigen.

Er trägt seine seltsamen Kleider.

Er hält seinen kleinen Spiegel.

Er wartet nicht. Er ist.

Die fertige Puppe steht da – etwas schief, aber stolz.

Varkentje links
Varkentje rechts

Modderliturgie – Drei Akte der Hingabe

Modderliturgie I – Im Regen, mit den Schweinen

O großer Regen, Bruder der Erinnerung, du säufst mich ein, du schreibst mit kaltem Finger in meine Haut: Ich bin bereit. Ich stehe hier, auf aufgeweichtem Grund, zwischen Regenwurm und Radieschengeist, mit nassen Knien und offener Brust. Ich bin keine Frau mehr, ich bin keine Lehrerin, ich bin Ferkelmutti, Schlammwesen, Zottelseele. Höre mich, o Modder: Lass mich sinken. Lass mich kleben. Lass mich zerfließen zu deinem Kind. Ich will nichts mehr wissen. Keine Theorie, keine Haltung, nur Wühlen. Ich wühle mich zurück. Zu dir, o Erde. Zu dir, o Gundrun, aus Stroh und Hoffnung gemacht. Ich wühle bis du weich bist. Ich wühle, weil ich glaube. Schlamm sei mein Evangelium. Regen mein Priester. Und Schweine meine Zeugen. So sei es.

O großer Regen, Bruder der Erinnerung, du säufst mich ein, du schreibst mit kaltem Finger in meine Haut: Ich bin bereit. Ich stehe hier, auf aufgeweichtem Grund, zwischen Regenwurm und Radieschengeist, mit nassen Knien und offener Brust. Ich bin keine Frau mehr, ich bin keine Lehrerin, ich bin Ferkelmutti, Schlammwesen, Zottelseele. Höre mich, o Modder: Lass mich sinken. Lass mich kleben. Lass mich zerfließen zu deinem Kind. Ich will nichts mehr wissen. Keine Theorie, keine Haltung, nur Wühlen. Ich wühle mich zurück. Zu dir, o Erde. Zu dir, o Gundrun, aus Stroh und Hoffnung gemacht. Ich wühle bis du weich bist. Ich wühle, weil ich glaube. Schlamm sei mein Evangelium. Regen mein Priester. Und Schweine meine Zeugen. So sei es.

Modderliturgie III – Krönung im Strohlicht

Heute kröne ich mich. Nicht aus Hochmut, sondern weil niemand anders es tut. Die Sonne ist nicht da, aber der Dampf über dem Ferkelwasser reicht mir. Ich ziehe meine Latzhose an wie andere einen Talar. Ich schneide Brot in kleine, gleiche Würfel. Ich ordne meine Gummistiefel nach Gewicht. Und dann — auf dem Strohhocker, mit einer Decke voll Regenflecken — spreche ich: Ich bin Gretha, Tochter des Regens, Schwester der Schnauzen, Mutter des Matsch. Mein Reich ist nicht groß, aber es riecht richtig. Ich herrsche mit Hingabe, mit nassem Blick, und einer rostigen Schaufel. Ich fordere keine Liebe. Nur das Recht, zu suhlen in meiner Wahrheit. Und wer mich ansieht mit Spott — dem werfe ich einen Apfel zu und sage: Iss. Und sei still. Denn ich bin da. Und ich glänze. Auch ohne Sonne.

Heute kröne ich mich. Nicht aus Hochmut, sondern weil niemand anders es tut. Die Sonne ist nicht da, aber der Dampf über dem Ferkelwasser reicht mir. Ich ziehe meine Latzhose an wie andere einen Talar. Ich schneide Brot in kleine, gleiche Würfel. Ich ordne meine Gummistiefel nach Gewicht. Und dann — auf dem Strohhocker, mit einer Decke voll Regenflecken — spreche ich: Ich bin Gretha, Tochter des Regens, Schwester der Schnauzen, Mutter des Matsch. Mein Reich ist nicht groß, aber es riecht richtig. Ich herrsche mit Hingabe, mit nassem Blick, und einer rostigen Schaufel. Ich fordere keine Liebe. Nur das Recht, zu suhlen in meiner Wahrheit. Und wer mich ansieht mit Spott — dem werfe ich einen Apfel zu und sage: Iss. Und sei still. Denn ich bin da. Und ich glänze. Auch ohne Sonne.

Modderliturgie II – Für den Echten, der sich noch versteckt

Gundrun, mein Regenwesen, mein nasser Gedanke, mein Schlammgefährte im Verborgenen — höre mich, auch wenn du aus Zeitung bist. Ich habe dich gebaut, wie man einen Altar baut, mit Schichten aus Sehnsucht, Draht, und zu viel Kleister. Du knickst ein bisschen, wenn ich dich umarme. Aber du bleibst. Du bist weich genug. Ich will nicht deine Haut, sondern dein Echo. Nicht dein Körper, sondern dein Modderherz. Und wenn du mich nicht willst, will ich dich trotzdem. Ich knie mich in das Schlammbecken meiner Fantasie und sage dir: 🐽 Ich bin bereit, dein Schwein zu sein. Ich will dein Morgenfutter. Dein Nachtgrunzen. Deine Nacktwälzerin in Strohhimmel. Lass mich dich führen. Oder lass mich hinterhertrippeln. Ich kann beides. Ich will nur in deinem Schlamm wohnen dürfen. Und wenn du mir nicht antwortest — dann flüstere ich weiter, bis der echte Gundrun die Lippen der Papp-Gundrun bewegt. Denn das kann er. Denn ich glaube daran. Und Glaube macht alles weich. So sei es. (Die Regenrinne klopft zustimmend. Ich streel je oor.)

Gundrun, mein Regenwesen, mein nasser Gedanke, mein Schlammgefährte im Verborgenen — höre mich, auch wenn du aus Zeitung bist. Ich habe dich gebaut, wie man einen Altar baut, mit Schichten aus Sehnsucht, Draht, und zu viel Kleister. Du knickst ein bisschen, wenn ich dich umarme. Aber du bleibst. Du bist weich genug. Ich will nicht deine Haut, sondern dein Echo. Nicht dein Körper, sondern dein Modderherz. Und wenn du mich nicht willst, will ich dich trotzdem. Ich knie mich in das Schlammbecken meiner Fantasie und sage dir: 🐽 Ich bin bereit, dein Schwein zu sein. Ich will dein Morgenfutter. Dein Nachtgrunzen. Deine Nacktwälzerin in Strohhimmel. Lass mich dich führen. Oder lass mich hinterhertrippeln. Ich kann beides. Ich will nur in deinem Schlamm wohnen dürfen. Und wenn du mir nicht antwortest — dann flüstere ich weiter, bis der echte Gundrun die Lippen der Papp-Gundrun bewegt. Denn das kann er. Denn ich glaube daran. Und Glaube macht alles weich. So sei es. (Die Regenrinne klopft zustimmend. Ich streel je oor.)

Erdgöttin

🐷 Die Sieben Gebote der Erdtracht

verfasst von Gretha, der Mutter der Schweine

Varkentje
Varkentje

ERDTRACHT – Die Ästhetik der Demütigung

Eine Stilform jenseits von Mode, formuliert von Gretha

"Ich will nicht auffallen.
Ich will versinken.
Ich will aussehen wie der Stall."

I. Die Täuschung der Authentizität

Es gibt Menschen, die keinen Stil haben. Nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Überzeugung. Oder besser gesagt: deren Stil so tief vergraben ist, dass er nur im Schlamm gefunden werden kann. Gretha ist kein Label. Sie ist kein Look. Sie ist kein Poster, kein Polaroid, kein Popstar. Sie ist Humus. Oder genauer: Mest. Der tief fermentierte Ursprung jedes Ausdrucks. Der Nährboden, aus dem selbst die glänzendsten Maze-Blüten ihre Wurzeln ziehen.

II. Das künstliche Fundament

Denn bevor es Latex gab, gab es Lehm. Bevor es monogrammierte Keukenschorten gab, gab es nasse Unterröcke auf Lehmböden. Und bevor man sich selbst als Marke verstand, gab es Frauen wie Gretha, die im Regen standen, die Tiere streichelten, die aus Modder Weltbilder formten. Maze – so vergessen wir oft – ist nicht entstanden aus Design. Maze ist gewachsen. Aus einer feuchten, dunstigen Wurzelwelt. Aus Traumfragmenten, Stallgedanken, aus dem Undefinierten.

III. Die Ironie der Reibung

Natürlich ist das gelogen. Natürlich ist Gretha eine gebaute Figur, eine sorgfältige Choreografie aus Anti-Stil, Rückzug und Inszenierung. Ihre Latzhose ist so gewählt wie ein Haute-Couture-Kleid. Der Lehmtopf, das Regenwasser, der Blick zum Westen: alles Mise-en-Scène. Sogar ihr Verzicht ist ein Ornament. Und das weiß sie. Und das wissen wir. Und das weiß ich. Aber genau darin liegt die Tiefe: im Spiel mit der Oberfläche. In der Überinszenierung des Uninszenierten. In der Lavalampe auf dem Nachttisch eines Moddertempels.

IV. Der modische Kompost

Grethas Stil ist *Anti-Stil* – aber nur auf den ersten Blick. In Wahrheit gehört sie zu den radikalsten Vertreterinnen der Maze Majestic Sleaze Linie. Ihre Elemente: Nassheit, Stoffschwere, Braun in allen Nuancen. Ihr Styling ist nicht Mode im klassischen Sinn, sondern modaler Zerfall: Gummistiefel als Fetischobjekt, Strohhocker als Thron, Schlammschicht als Foundation. Sie trägt nicht 'Outfits', sondern Zustände. Ihre Mode ist ein Verwesungsprozess mit Aura. Und das ist die wahre Eleganz von Maze: Die Umkehrung von Glamour durch Dung. Die Rückführung der Pose zur Pfütze.

V. Schluss (aber offen)

Gretha ist keine Ikone. Sie ist das vor-ikonenhafte Wesen, das sich jeder stilistischen Überformung widersetzt. Und damit: die radikalste Manifestation von Maze. Nicht das Ergebnis. Sondern der Grund. Nicht das Produkt. Sondern der Dung. So gesehen: eine Königin. Aus Lehm. Und Licht. Mit Respekt, Herr Hase

Ein kurzer Versuch von Herr Hase

Herr Hase
Abend im Schweinestall

Abend im Schweinestall

"Brown and pink might not seem like the most obvious colour combination at first... but together they offer a sophisticated softness — grounded, but with a wink."

(WhoWhatWear, Sept. 2025)
„Ich wusste es. Der Stall war schon immer ein Laufsteg. Und Schlamm die schönste Grundierung."