
Mathilde
"Keine Rabenschwingen, keine Tarotkarten – nur Beobachtung und Geduld."
Mathilde führt den Trödelladen in der Hauptstraße. Wer glaubt, es sei nur Ramsch, hat weder Augen noch Ahnung. Zwischen Emaille-Schüsseln, Postkarten und Strickgarn lagern Dinge, die niemand vermisst – außer denen, die sie brauchen.
Früher war sie im Gemeindeamt. Dort entdeckte sie, was andere lieber nicht gesehen hätten. Es war ihr Bericht, der den Bürgermeister zu Fall brachte. Seitdem spricht sie wenig, aber sieht alles.
Manche nennen sie eine Hexe. Nicht aus Spott, sondern aus Respekt.
Trödelladen Mathilde – Dinge, die nicht vergessen wollen
Es war nie ein Geschäft wie andere. Als Mathilde Weber den Laden 1995 eröffnete, dachte sie nicht an Umsatz oder Expansion. Der Trödelladen war ein Rückzugsort — für sie, für Dinge, für Erinnerungen. Ein Ort für alles, was nicht laut, aber auch nicht stumm war.
Die Regale stammen aus einem aufgegebenen Kurheim. Die Schubladen aus dem Rathaus. Manche Bücher hat sie selbst beschlagnahmt, in anderen Jahren, unter anderen Umständen. Mathilde kennt die Herkunft jedes Gegenstands. Sie kennt auch, was fehlt.
Die Einwohner von Windbergen flüstern, dass sie früher Beamtin war. Dass sie den gestürzt hat. Dass sie nie geheiratet hat. Dass sie eine Hexe ist. Es stimmt nicht alles — und doch auch nicht nichts. Wer bei Mathilde kauft, bekommt keine Quittung. Dafür manchmal einen Satz, den man nicht gleich versteht.
"Dinge finden uns. Nicht andersherum."
— Mathilde zu Gloria, und das Buch lag schon bereit.
„Jedes Ding hat seine Geschichte. Manche erzählen sie laut, andere flüstern."
– Mathilde
Öffnungszeiten
"Wenn das Licht an ist, bin ich da.
Wenn es aus ist, bin ich trotzdem da."
Was bleibt – Mathildes Lieder
Die Musik, die zwischen den Regalen spielt
